Samstag, 28. Dezember 2019

drei jagdbilder


gebrauchsanweisung: stehe mit geschlossenen augen und spüre deine füße am boden, deinen ganzen entspannten körper. höre die stimme und bewege dich soweit du willst und wie du willst in die bilder hinein. es sind drei bilder, die beschrieben werden: 1)jagdszene von piero de cosimo, 2) jadszene von rubens 3)biedermeiere gemälde von 1840. sie geben dir die möglichkeit zwischen den körpern der beute und jäger hin und her zu wechseln und so vielleicht die darstellung der jagd als zivilisationsmythos im bild zu spüren.

 Du stehst in einem Bild. der Himmel hinter dir ist leicht verwischt, gelb-bläulich schimmert er, es spiegeln sich vertrocknete Wiesen darin. In weiter ferne glüht ein Feuer nach - kein allzugroßes. Es hat sich in ein paar Birken gefressen. Es hat einige von uns aufgescheucht und in die Bahn getrieben. Tiere flüchten das Feuer - sie flüchten sich ins Tal, da wo wir sind. Einer links von dir zieht einen sich krümmenden Löwen am Schwanz, der wiederum von einem schwarzen Panther angegiffen wird. Ein Mensch mit blassem Gesicht und vom Schrecken geöffneten Mund, direkt vor dir, greift den Panther von hinten und versucht ihn vom Löwen wegzureißen. Eine weiße Maske baumelt um seinen Nacken - eine Fuchsmaske. Menschfuchsfuchsmenschtier. Ein weißer Jagdhund auf deiner rechten Seite ungefähr 1m von dir entfernt springt von hinten auf einen fliehenden Löwen, schlägt seine Krallen in seinen Rücken, beißt ihn ins Gesicht. Da sind auch Rehe und Füchse und …
In der Mitte - der Teufel - halb Mensch halb Ziege - holt mit seiner Keule aus, um eines der Tiere zu erschlagen, seine Muskeln strecken sich im Halbdunkel der Szene. Überall Angriff und Überfall, Fallen und Flucht, Bisse und Krallen, blutendes Fleisch und fliehende Schatten, Umrisse von nicht definierbaren Spezies umgeben dich. Noch ein Teufel schleicht sich von rechts aufs Bild in deine Richtung, einen Korb auf dem Rücken, einen Plan im Gesicht. Knüppel und Stagen, nackte Körper und aufflatternde Vögel. Du drehst dich um und verläßt das BIld indem du ein Neues betritts.

Finde deine neue Haltung im Bild.

Die Sonne brennt dir auf den Rücken der Wind treibt dich von hinten in die Richtung der vor dir und deinen Leuten fliehenden Hirsche. Es sind zwei vor dir im Sprung, sie reißen die Köpfe in den Nacken. Du - den Speer erhoben die Füße und Beine angespannt im schnellen Lauf, hast sie fast erreicht nur ein Handwurf, der Augenblick bevor du zuschlägst. Die zerfetzten grauen Wolken fliegen mit dir wild am Himmel, reißen ihn auf und zeigen sein helles blau, wie Wunden, ein rotes Tuch um deine linke Schulter und dein Becken geworfen, sonst trägst du nichts, Sandalen vielleicht, nackte Brüste, nackte Haut, langes Haar auf deinem starken Rücken. Dein Gesicht rot - vollgepumpt mit Energie…Deine Hunde hetzen hinter dir und zu deinen Füßen. nur kurze Zeit, jetzt verläßt du dieses Bild…

… und setzt dich auf den Boden. Ein neues Bild umfasst dich von allen Seiten.
Hinter dir eine schnell zusammengezimmerte Holzhütte, dein Unterschlupf. Dahinter 2 Fichten und eine dürre Birke. Sanfter Nebel über den Hügeln hinter dir. Hellgrün nach hinten verfinstert sich das Wetter, die Wolken dunkelgrau und schwer. Du, am Lagerfeuer, das noch nicht angezündet, nur in deinen Gedanken schon brennt. Unter dir weiches Moos und Gras. Um dich herum im Kreis totes Wild, die Köpfe lohse baumeld liegt es und wartet. Ein Mensch auf einem Schimmel kommt näher, beginnt ein Gespräch mit dir - im nächsten Moment, der noch nicht ist, das Pferd tänzelt unruhig, Hinter dir - ein See am Hügel, grelles Licht über der Wasseroberfläche, Ruhe am Lagerplatz. Ein Unwetter zieht auf. Deine Blicke streifen über die toten Tiere, alles um dich sammelt sich, das Bild löst sich auf…

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