Sonntag, 20. September 2020

#LAB ist ein offenes Probenformat, dass dazu einlädt, mit der Choreografin & Tänzerin Ursina Tossi und Team, aktuelle Themen in Bewegung zu setzten, sich auszutauschen und zu experimenWeren. #LAB is an open rehearsal event with choreographer & dancer Ursina Tossi and team that invites you to set current topics in moWon, to exchange and experiment.


#LAB_REVENANTS / MARKK Hamburg


„To accept one’s past – one’s history – is not the same thing as drowning in it; it is learning how to use it.“ – James Baldwin

 

Die Choreografie REVENANTS von Ursina Tossi, bringt die Widergänger*innen aus Geschichte(n) und Popkultur auf die Bühne. Ihre Körper erzählen von den Konfrontationen mit dem Patriarchat und den kapitalistischen Machtverhältnissen. Die kulturelle Existenz der REVENANTS speist sich aus dem Leben derjenigen, die in keinem Geschichtsbuch auftauchen: den Vergessenen und Verschwundenen. Es sind Geister, Unsichtbaren, Untoten, die keine Stimme haben, denn die Geschichte ist die, der Sieger*innen. Darauf angewiesen, Medien zu finden, durch die sie sichtbar werden und agieren können, kehren sie immer wieder zurück. Ihre Forderung: Die Vergangenheit zu verändern und die Zukunft zu erfinden.

 

Samstag, 28. Dezember 2019

drei jagdbilder


gebrauchsanweisung: stehe mit geschlossenen augen und spüre deine füße am boden, deinen ganzen entspannten körper. höre die stimme und bewege dich soweit du willst und wie du willst in die bilder hinein. es sind drei bilder, die beschrieben werden: 1)jagdszene von piero de cosimo, 2) jadszene von rubens 3)biedermeiere gemälde von 1840. sie geben dir die möglichkeit zwischen den körpern der beute und jäger hin und her zu wechseln und so vielleicht die darstellung der jagd als zivilisationsmythos im bild zu spüren.

 Du stehst in einem Bild. der Himmel hinter dir ist leicht verwischt, gelb-bläulich schimmert er, es spiegeln sich vertrocknete Wiesen darin. In weiter ferne glüht ein Feuer nach - kein allzugroßes. Es hat sich in ein paar Birken gefressen. Es hat einige von uns aufgescheucht und in die Bahn getrieben. Tiere flüchten das Feuer - sie flüchten sich ins Tal, da wo wir sind. Einer links von dir zieht einen sich krümmenden Löwen am Schwanz, der wiederum von einem schwarzen Panther angegiffen wird. Ein Mensch mit blassem Gesicht und vom Schrecken geöffneten Mund, direkt vor dir, greift den Panther von hinten und versucht ihn vom Löwen wegzureißen. Eine weiße Maske baumelt um seinen Nacken - eine Fuchsmaske. Menschfuchsfuchsmenschtier. Ein weißer Jagdhund auf deiner rechten Seite ungefähr 1m von dir entfernt springt von hinten auf einen fliehenden Löwen, schlägt seine Krallen in seinen Rücken, beißt ihn ins Gesicht. Da sind auch Rehe und Füchse und …
In der Mitte - der Teufel - halb Mensch halb Ziege - holt mit seiner Keule aus, um eines der Tiere zu erschlagen, seine Muskeln strecken sich im Halbdunkel der Szene. Überall Angriff und Überfall, Fallen und Flucht, Bisse und Krallen, blutendes Fleisch und fliehende Schatten, Umrisse von nicht definierbaren Spezies umgeben dich. Noch ein Teufel schleicht sich von rechts aufs Bild in deine Richtung, einen Korb auf dem Rücken, einen Plan im Gesicht. Knüppel und Stagen, nackte Körper und aufflatternde Vögel. Du drehst dich um und verläßt das BIld indem du ein Neues betritts.

Finde deine neue Haltung im Bild.

Die Sonne brennt dir auf den Rücken der Wind treibt dich von hinten in die Richtung der vor dir und deinen Leuten fliehenden Hirsche. Es sind zwei vor dir im Sprung, sie reißen die Köpfe in den Nacken. Du - den Speer erhoben die Füße und Beine angespannt im schnellen Lauf, hast sie fast erreicht nur ein Handwurf, der Augenblick bevor du zuschlägst. Die zerfetzten grauen Wolken fliegen mit dir wild am Himmel, reißen ihn auf und zeigen sein helles blau, wie Wunden, ein rotes Tuch um deine linke Schulter und dein Becken geworfen, sonst trägst du nichts, Sandalen vielleicht, nackte Brüste, nackte Haut, langes Haar auf deinem starken Rücken. Dein Gesicht rot - vollgepumpt mit Energie…Deine Hunde hetzen hinter dir und zu deinen Füßen. nur kurze Zeit, jetzt verläßt du dieses Bild…

… und setzt dich auf den Boden. Ein neues Bild umfasst dich von allen Seiten.
Hinter dir eine schnell zusammengezimmerte Holzhütte, dein Unterschlupf. Dahinter 2 Fichten und eine dürre Birke. Sanfter Nebel über den Hügeln hinter dir. Hellgrün nach hinten verfinstert sich das Wetter, die Wolken dunkelgrau und schwer. Du, am Lagerfeuer, das noch nicht angezündet, nur in deinen Gedanken schon brennt. Unter dir weiches Moos und Gras. Um dich herum im Kreis totes Wild, die Köpfe lohse baumeld liegt es und wartet. Ein Mensch auf einem Schimmel kommt näher, beginnt ein Gespräch mit dir - im nächsten Moment, der noch nicht ist, das Pferd tänzelt unruhig, Hinter dir - ein See am Hügel, grelles Licht über der Wasseroberfläche, Ruhe am Lagerplatz. Ein Unwetter zieht auf. Deine Blicke streifen über die toten Tiere, alles um dich sammelt sich, das Bild löst sich auf…

Samstag, 21. Dezember 2019

sound composition johwieso

hunt(er)


is a figure. One to think, one to act. It's easy to confuse the levels because they are so close together on the keyboards of our stable elite.

The hunter decides about life and death. He stands in front of the field of the living, like in front of a screen, a miniature model, a hologram. He oversees the metabolism, the circulations and the laws of nature. He invented nature himself to study its processes, to learn its strategies and tactics - always in secret - to say then that he saw it in his sleep. But now the hunter stands in his clearing and decides what should exist in the light and what should exist outside. He decides about the number of beings that have to die in order to achieve a balance. A balance so invisible and so enigmatic that only he can measure it. He is so confident in what he measures that he almost feels it, with his insides, with everything he says, does and speaks - without wanting to. Nothing is missing because it is him who survives. it is him who is universal.

And then he raises his weapon, because without weapons there is no such thing as him. The balance must be made with weapons. why the individual was killed is only clear from a distance. Only from a distance does the picture appear symmetrical, the cut golden and the composition of the picture balanced. The dead body is no longer a body, but has become part of nature. He falls straight out of nature into nature. Mother earth. The dark woman. It is only a secret. but there are no secrets in the light of the hunter. Its history has a beginning in ancient times and a future in Star Wars. Everything in between is just the cycle of nature.

Strengthened by the factual, the hunter travels everywhere. Because nature is nature and everywhere nature and therefore the hunter is hunter everywhere. Everything around him changes into nature, adapts to his steps, his breathing and his gestures. And if not, it immediately disappears in the picture, falls into the bottomlessness and out of history. Therefore, there is nobody who is really dangerous to the hunter. And in real life? He just stays the same. Bang. Everyone agrees there. When he talks about his trips, safaris and adventures, some understand nothing and others understand everything.

The state of emergency is the rule for the hunter. The animals get strange names and the people lose their -. Where the hunter cleans up, nobody is missing. They are erased and those who can remember the bodies in the exceptional field are also erased. That is why extinction has no end and natural balance is a messianic undertaking.

The hunter is an indicator of asymmetrical relationships - errors in science, self-overestimation, errors in the system.